Schlafen im ID.4

Ganz abgasfrei und leise in einem vollelektrischen Fahrzeug unterwegs sein und darin auch noch gut schlafen? Wer diese Vorstellung attraktiv findet, kann hier ein paar Tipps finden.

Während große Reisemobile mit ihren wuchtigen Dieselmotoren und schwerer Ausstattung nicht besonders ressourcenschonende Reisebegleiter sind, sieht das mit einem BEV (Battery Electric Vehicle), also einem Elektroauto, schon anders aus. So kann man auf Tour sein, ohne das schlechte Gefühl zu haben, der Natur zu schaden. Was ist aber generell beim Kauf zu beachten und wie schlägt sich konkret der ID.4?

Allgemeine Anforderungen an Elektroautos für die Langstrecke

  • Ist man auf längeren Strecken unterwegs und strebt einen vollwertigen Ersatz eines Verbrennerfahrzeugs an, so ist die Batteriekapazität entscheidend. Bei dem ID.4 sollte es schon der 77 kWh Akku sein, mit dem man maximal bis zu 522 km (WLTP) weit kommen kann.
  • Wichtig ist auch, darauf zu achten, dass unterwegs per Gleichstrom (DC) schnell aufgeladen werden kann. Die 77 kWh-Batterie im ID.4 kann angabegemäß in 30 min bei 125 kW Ladeleistung wieder Energie für 320 km (WLTP) aufnehmen. Das bieten nicht alle ID.4 Varianten.
  • Für die Langstrecke, insbesondere im Winter, sollte eine Wärmepumpe eingebaut sein. Diese nutzt die Abwärme elektrischer Komponenten, um Wärme im Innenraum bereitzustellen. Da dafür nicht mehr die Batterie benutzt wird, erhöht sich die Reichweite.

 

Schlafen im Kofferraum des ID.4

Der ID.4 wird als Kompakt-SUV bezeichnet. Obwohl er in meinen Augen nicht das typische eher rustikale und kastige Off-Road-Design hat wie beispielsweise der Tiguan oder Touareg, sondern gerade in der Heckansicht recht sportlich wirkt, so überwiegen doch die Gemeinsamkeiten. SUVs sind nicht unbedingt als Lademeister optimiert. Der Ladeboden ist nicht eben und die Sitze in der Regel nicht ohne weiteres herausnehmbar (anders als im Touran oder Caddy).

Auch im ID.4 (hier ohne doppelten Ladeboden) ist das so: Der Absatz der umgeklappten Rücksitze zum Unterboden beträgt rund 15 cm und ist ungefähr 90 cm von der Kofferraumkante entfernt. Bestellt man den Gepäckraumboden (Bestellcode 3GN) dazu, fällt der Absatz jedoch weg.

Die umgeklappten Rücksitze liegen nicht waagerecht auf, sondern sind geneigt, ungefähr 10 cm über Länge der Lehne.

Die verfügbare Gesamtlänge von der Kofferraumkante zum maximal nach vorn geschobenen und geneigten Vordersitz beträgt jedenfalls fast zwei Meter – also lang genug ist der Innenraum. Zwischen dem Ende der umgeklappten Lehne und dem Anfang des Vordersitzes ist ca. 45 cm Platz. Die Breite des Kofferraums beträgt ziemlich genau einen Meter.

Da man doch besser auf einer waagerechten Ebene schläft, wird also man nicht umhin kommen, eine Art Bettgestell zu bauen. Das ist aber mit überschaubarem Aufwand machbar:

Bettgestell zum Schlafen im Auto

Eine komfortable Möglichkeit ist dieses Bettgestell (Klick aufs Bild für mehr Infos), das mit Federholzplatten ausgestattet ist:Die Höhe von 25 cm würde im Kofferraumbereich gut passen (ohne Unterboden, ansonsten müsste entsprechend gekürzt werden). Dazu müsste der untere Teil, der im Kofferraum steht, um ein Element in der Länge gekürzt werden, so dass die Beine weniger als 90 cm auseinander stehen (oben und unten an der Schnittstelle Kanthölzer anschrauben) und noch im Kofferaumbereich aufliegen können. Die Stützen an der Kopfseite werden nicht unbedingt benötigt, da das Kopfteil auf der umgeklappten Lehne aufliegt. Fertig!

Die Breite beträgt 70 cm, so dass noch Platz für das Camp-Rack bleibt, andere Breiten sind aber auch erhältlich.

Dieses Bettgestell eignet sich übrigens auch für viele andere Automodelle mit ausreichend langem Innenraum. Meist werden Anpassungen nötig sein, die aber leicht möglich sind. Die Stützen können gekürzt werden oder neue, längere angefertigt werden. Dazu kann man einfach in ein entsprechend langes Rundholz eine Einschlagmutter M8 einpassen. Es kann auch überlegt werden, zusätzliche Stützen anzubringen, sofern die Hauptstützen keinen stabilen Halt finden. Unter diesem Bett ergibt sich außerdem noch etwas Stauraum.

Legt man darauf eine Klappmatratze (mind. 10 cm dick), ist das Bett schon fast gerichtet.

Eigentlich fehlt dann nur noch das Camp-Rack und eine Verdunkelung – schon kann es losgehen mit dem Schlafen, Kochen und Waschen im und am ID.4.

Das kann dann in etwas so aussehen (Verdunkelung der seitlichen Türscheiben und zur Windschutzscheibe vorn mit Band zwischen den Haltegriffen mit zwei Verdunkelungsvorhängen (die Klettverschlüsse und Saugnäpfe haben); Scheibe hinten und kleine Dreiecksscheiben mit eingeklemmten Pappstücken abgedeckt):

Unterlage waren dabei zwei Holzplatten 2m x 0,3m x 18mm mit 4 Stützen an der Kofferraumkante (19cm hoch; 8,5cm Durchmesser) und eine vor dem Absatz, 20 cm hoch. Die Stützen waren nicht befestigt, sondern einfach untergestellt. Die Platten waren ein paar cm auseinander aufgelegt und hatten seitlich genug Halt (sie lagen auf der umgeklappten 2/3 Rücksitzbank). Aufgelegt wurde eine Klappmatraze mit 70 cm Breite. War gemütlich:

 

 

Zur Belüftung die Seitenfenster etwas offenlassen (wenn kein Regen zu erwarten ist) und evt. noch einen Abstandshalter für die Kofferraumklappe verwenden. Von innen kann man die Kofferraumklappe dann mit etwas Fingerfertigkeit sogar wieder öffnen.

Außerdem kann man über die App „We Connect ID“ die Klimaanlage manuell einschalten. Es ist auch möglich, zwei Abfahrtszeiten einstellen, zu denen dann das Auto auch klimatisiert wird (also zwei Zeitpunkte in der Nacht wählen, um zu kühlen oder wärmen, z.B. um 2 und 4 Uhr). Einen Camp Modus gibt es ja leider noch nicht (s.u.).

 

Weiteres zum ID.4

  • Der ID.4 kann mit einer Anhängerkupplung bestellt werden (belastbar bis 1.000 kg).
  • Standardmäßig wird der ID.4 mit einer aufliegenden Dachreling ausgeliefert, die eine Dachlast von 75 kg erlaubt. Somit wäre auch ein Dachzelt kein Problem.
  • Links im Kofferraum ist eine 12V-Steckdose angebracht, ansonsten gibt es mehrere USB-C Anschlüsse.
  • Die sportlichere Allradversion heißt GTX.

Alle technischen Angaben erfolgten nach besten Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Verbindliches findet sich auf Volkswagen.de

 

Camp Modus im Tesla Model 3

Da ein wesentlicher Bestandteil eines Elektroautos die große Batterie ist, liegt es nahe, diese auch zu nutzen, um beim Schlafen über die Klimaanlage Wärme bzw. Kälte zu erzeugen oder sich per Musik/Videos unterhalten zu lassen. Das Tesla Model 3 bietet im „Camping-Modus“ genau das auch im Stand an. Solange die Batteriekapazität ausreicht (mind. 15%), kann man sich im günstigsten Fall tagelang das Auto auch im Stand klimatisieren lassen. Das bedeutet, keine beschlagenen Scheiben beim Schlafen in der Nacht und eine einstellbare ideale Temperatur im „Schlafzimmer“. Für das Model 3 gibt es übrigens eine spezielle Luftmatratze.

Laut Bedienungsanleitung schaltet sich die Klimaanlage des ID.4 im Standbetrieb nach ca. 30 min. ab, ausreichende Batteriekapazität vorausgesetzt. Schön wäre, wenn ein derartiger Camping-Modus künftig auch für den ID.4 zu haben wäre.

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